Sexuell übertragbare Infektionen

Heute schreibe ich über mein Lieblingsthema. Ja, ich weiss, suuuuper unsexy. Aber meiner Meinung nach auch super wichtig. Da ich immer wieder gefragt werde wo man_frau sich testen lassen kann und wie genau/durch welche Praktiken man_frau sich denn mit welcher Krankheit anstecken kann, gibts einen Eintrag darüber. (Keine Sorge, hier spar ich mir die Zeichnungen von fiesen Viren und Bakterien. Wobei, vielleicht wird dann achtsamer mit der Thematik Safer Sex umgegangen)

Also lasst uns beginnen.

Sex ist etwas super tolles. Damit der Spass nicht verloren geht, sollte man_frau sich bewusst darüber sein, dass Infektionen übertragen werden können. Diese können unterschiedlich schlimm sein. Deshalb sollte überlegt werden, wie man Ansteckung vermeiden kann und überhaupt Wissen, durch welche Praktiken sich welche Krankheiten überhaupt übertragen.

Was mich immer wieder sehr irritiert ist die Tatsache, dass zwischen Sexualpartnerinnen oftmals sehr wenig Kommunikation herrscht. Vor allem über solch ein unsexy Thema wie Safer Sex. (Übrigens: Es heisst Safer Sex und nicht Safe Sex. Keine Methode kann nämlich 100%ige Sicherheit garantieren. Ausser eben keinen Sex zu haben 😛 ) Safer Sex – und das Gespräch darüber- sollte aber Teil des Sex sein. Darüber reden, worauf man_frau gemeinsam Lust hat, Risiken kalkulieren, Absprachen treffen. Es geht um DEINE Gesundheit. Auch wenn es oftmals lästig erscheint: Safer Sex ermöglicht neue Spielmöglichkeiten und zu wissen dass alle Beteiligten verantwortungsvoll mit der Vermeidung von Infektionen umgehen bringt mehr Entspannung bei der sexuellen Begegnung. Gerade in nicht-monogamen Beziehungskonstellationen, wie zB der Polyamorie, ist Safer Sex ein sehr wichtiges Thema. Abgesehen von der Kommunikation mit Sexualpartnerinnen ist es auch essentiell selber pber den eigenen Gesundheitszustand Bescheid zu wissen. Am Ende dieses Beitrags werde ich Adressen auflisten, wo man STI (=Sexual Transmitted Infections) Tests durchführen lassen kann. Und auch Methoden vorstellen, sich zu schützen.

Aber jetzt gehts erst mal zu den einzelnen sexuell übertragbaren Infektionen:

Pilzinfektion

Ist eigentlich keine STI im engeren Sinne. Zur Pilzinfektion kommt es wenn die Vaginalflora/Penisflora nicht im Gleichgewicht ist (Tipp für Frauen: Wer empfindlich ist kann vorbeugend Kokosöl Kügelchen in die Vagina einführen. Das Kokosöl machts den Pilzen schwer sich auszubreiten) Symptome sind: gerötete Schleimhäute /Eichel, starker Juckreiz; weißlicher eventuell bröckeliger Ausfluss bei der Frau;

Übertragung

Vaginal (M-F; F-F)

Clamydien

Sind virusähnliche Bakterien. Männer haben häufig einen starken Harndrang und das Wasserlassen ist gleichzeitig erschwert. Es kommt zu Schmerzen in der Harnröhre und zu einem schleimig – eitrigen Ausfluss. Bei Frauen verläuft in 50% der Fälle eine Clamydieninfektion symptomlos. (Die ist gefährlich da frau unter Unständen gar nicht weiss dass sie infiziert ist und durch eine unbehandelte Clamydieninfektion die Eileiter verkleben können, was zu Unfruchtbarkeit führen kann) Wenn Symptome auftreten, dann gelblich – grüner Ausfluss, Schmerzen beim Urinieren und Brennen in der Vagina. Sehr ansteckend! Man kann zB auch die Augen infizieren wenn man Sperma oder Vaginalsekret über die Finger dorthin überträgt.

Übertragung

Kontakt mit Schleimhäuten und Flüssigkeiten (Vaginalsekret, Sperma); Geschlechtsverkehr: Vaginal, Anal, Oral, Rimming(aktiv) (anale Stimmulation mit der Zunge); Petting; Rein theoretisch kann man sich auch über den Toilletensitz anstecken, aber die Menge des Sekrets ist hier meist zu gering.

Gonorrhöe/Tripper

Ist sehr ansteckend! Wird durch ein Bakterium ausgelöst. In den letzten Jahren hat die Zahl der Infektionen wieder zugenommen. Vor allem bei jungen, sexuell aktiven Menschen mit häufigen Partnerinnenwechsel. Symptome beim Mann sind eine akute Harnröhrenentzündung, die sich durch einen eitrigen, gelblich-milchigen, mitunter übelriechenden Ausfluss aus der Harnröhre vor dem Wasserlassen am Morgen – das sogenannte „Bonjour-Tröpfchen“ – bemerkbar macht. Bei der Frau kommt es zu Schmerzen beim Urinieren und zu einem gelblich-grünen Ausfluss. Unbedingt fachärztlich begutachten lassen und auch alle Partnerinnen gleich mitnehmen.

Übertragung

Wird über Schleimhautkontakt übertragen (Genital, Harnröhre, Enddarm, Mund-Rachen, Augen) Geschlechtsverkehr: Vaginal(M-F, F-F), Oral, Anal, Rimming, gegenseitiges Masturbieren, „Fingern“, geteilte Sextoys; Man_frau kann sich auch durch Küssen mit oraler Gonorrhöe mit einer infizierten Person anstecken. (Dies verläuft zwar in 90% der Fälle symptomfrei, aber durch Oralsex kann man das Bakterium dann zu den Geschlechtsteilen bringen und dies löst dann oben genannte Symptome aus)

Hepatitis B

Ist hoch ansteckend und wird hauptsächlich durch Sex und Blut übertragen. Ein Drittel der Betroffenen hat keine Symptome, ein Drittel grippeähnliche Beschwerden und ein Drittel Gelbfärbung der Haut, dunklen Urin und hellen Stuhl; Es gibt eine Impfung gegen HepB. -> Dies ist sehr empfehlenswert für Menschen die wechselnde Sexualpartnerinnen haben und für solche, die gerne mit Blut spielen. (BDSM!)

Übertragung

Blut (kleinste Hautverletzungen) und alle Körperflüssigkeiten (Speichel, Sperma, Vaginalsekrekt, Tränen, Urin); Geschlechtsverkehr: Vaginal(M-F, F-F), Oral, Anal, Rimming; Auch bei der gemeinsamen Benützung eines Röhrchens (Papier, Geldschein) zum Koksen ist die Übertragung möglich. Ebenfalls kann man sich durch die gemeinsame Verwendung von Zahnbürste, Rasierapparat, Nagelschere oder Nagelfeile mit einer infizierten Person anstecken. Wichtig: Durch übliche soziale Kontakte wie Hände schütteln, Umarmen, Küssen auf die Wange, Essen, Trinken und Benutzen der gleichen Toilette besteht kein Risiko für eine Übertragung von Hepatitis-B-Viren.

Herpes

Stark ansteckend! Wird durch Herpes-simplex Viren hervorgerufen. Nach der Erstinfektion schlummern die Viren in den Nervenknoten und kommen bei einem geschwächten Immunsystem an die Oberfläche. Es entstehen flüssigkeitsgefüllte Bläschen die stark jucken und brennen. Können an allen Körperöffnungen (z.B auch in der Vagina -> Genitalherpes) und Hautstellen auftreten. Die Bläschen enthalten eine hochinfektiöse Flüssigkeit;

Übertragung

wird durch Tröpfchen- und Schmierinfektion übertragen (zB gemeinsam benutztes Glas) oer über Schleimhautkontakt (enthält auch das Virus); Berührung der Bläschen, Küssen (Lippenherpes!), Geschlechtsverkehr: Vaginal (M-F, F-F), Oral, Anal, Rimming (aktiv + passiv)

HIV/AIDS

Ist schwerer übertragbar als andere STIs. AIDS wird durch das HI-Virus ausgelöst. Dieses schwächt das Immunsystem. Am häufigsten wird HIV bei vaginalem oder analem Sex ohne Kondom übertragen. Oder durch Blutkontakt. (zB auch Menstruationsblut) Eine HIV-Infktion ist nicht heilbar. Symptome: 6Tage bis 6Wochen nach der Infektion kommt es zu unspez.Symptomen wie Müdigkeit, Fieber, Lymphknotenschwellungen, Appetitlosigkeit, Durchfall. Wird oft mit einer Grippe verwechselt. Dann mehrere Jahre keine Symptome.

Übertragung

Körperflüssigkeiten (Sperma, Vaginalsekret, Blut und Sekret der rektalen Schleimhaut; in den anderen Körperflüssigkeiten ist die Virusmenge zu gering) und bei Kontakt von Schleimhaut zu Schleimhaut; Geschlechtsverkehr: Vaginal (M-F), Anal, Oral (aktiv; nur wenn Menstruationsblut im Spiel ist oder Ejakulat durch kleinste Verletzungen im Mundraum aufgenommen wird)

Feigwarzen (und HPV)

Feigwarzen werden von Untertypen des HPV (=Humanen Papilloma-Virus) hervorgeraufen. Die Feigwarzen sehen aus wie ein Karfiol. 50% der Betroffenen hat keine sichtbaren Warzen. Andere Arten des HP-Virus stehen in Verdacht Gebärmutterhalskrebs und andere Krebsarten (Anal, Penis, Vulva) zu begünstigen;

Übertragung

Durch Hautschuppen, meist beim Sex; intensivem Körperkontakt oder Schmierinfektion; Kleine Verletzungen durch Intimrasur oder Piercings begünstigen das Eintreten des Virus; Geschlechtsverkehr: Vaginal (M-F, F-F), Anal, Rimming (aktiv + passiv)

Syphillis:

Ist eine schwere Infektion die durch ein Bakterium verursacht wird und in den letzten Jahren wieder häufiger in Europa auftritt. Ist sehr leicht zu übertragen; Symptome sind im ersten Stadium: Ein Knötchen dass sich zu einem ca. münzgrossen Geschwür entwickelt; Es ist schermzlos oder schmerzarm, sondert aber eine hochinfektiöse Flüssigkeit ab. Nach 1-2 Wochen schwellen die benachbarten Lymphknoten an. Im zweiten Stadium gibt es grippeähnliche Symptome und einen Hautausschlag; Nach ca. 2 Jahren beginnt eine Latenzphase die entweder andauert oder es beginnt das dritte Stadium wo es zu massiven Organerkrankungen kommt. In der Anfangsphase ist Syphilis mit Antibiotika gut zu behandeln. (Spritze in jede Arschbacke!)

Übertragung

Kontakt zwischen nässenden Haut-oder Schleimhautveränderungen; oder zw. infizierten Körperflüssigkeiten und kleinsten Verletzungen von Schleimhaut/Haut; Schmierinfektion; Küssen, Petting, Vaginal (F-M, M-M), Oral, Anal, Rimming, Fingerspiele, Toys;

Trichomonaden

sind kleine Geißeltierchen die hauptsächlich durch Geschlechtsverkehr übertragen werden. Ein Viertel der betroffenen Frauen zeigt keine Symptome. Männer weisen meist allgemein keine Symptome auf. Frauen leiden unter einem gelblich-grünen, schaumigen Ausfluss der wie alter Fisch riechen kann. Ebenfalls können Schmerzen beim Sex, beim Wasserlassen und ein Brennen auftreten. Geschlechtsverkehr (feuchtes Milleu ist nötig) und Schmierinfektion. Vaginal (F-M, F-F), gemeinsame Toys, Petting;

Unspezifische Vaginalinfektionen

Nicht wirklich eine STI; Juckreiz der Vagina, Brennen, Ausfluss der sich verändert (Geruch, Farbe); Tritt auf wenn die Vaginalflora entgleist. Ist vaginal von Frau zu Frau übertragbar


Nachdem jetzt klar ist was es für fiese Bakterien und Viren gibt, wie kann man_frau sich also nun vor einer Ansteckung schützen? Zuallerst gilt als Grundregel: Händewaschen bewährt sich auch beim Sex. Dadurch kann schon eine Vierlzahl der Erreger die sich auf den Händen befinden reduziert werden. Weiters gilt: Sextoys nach dem Sex immer reinigen und desinfizieren. Silikonspielzeug kann zB abgekocht werden. Andere Materialen mit Desinfektionsmittel reinigen und am besten nur mit einer Person oder mit Kondom verwenden.

Kondome kennen wir alle. Es gibt sie in unterschiedlichsten Farbe, Formen, Grössen und Materialien. Bei einer Latexallergie gibt es welche aus Polyurethan. Für den Analverkehr gibt es extra starke. Hauchzarte, ohne Gleitmittel drauf, sind für den Oralverkehr angenehmer.

Femidome werden nicht über den Penis gerollt, sondern in die Vagina oder den After (sind somit nicht nur für Frauen nutzbar) eingeführt. Sie haben einen kleinen Ring der in den Körper gesteckt wird und einen grossen Ring der draussen bleibt. Dazwischen spannt sich quasi ein Tunnel auf. Leider sind sie schwer erhältlich, teuer und kaum verbreitet.

femidom

Handschuhe sind unter Lesben, BDSMlern, polyamoren Menschen etc oftmals Standard. In der Heterowelt leider nicht. Krankheitserreger die sich auf den Händen befinden (oder kleine Verletzungen die auf der Haut sind) werden nicht übertragen. Wichtig: Unbedingt einen frischen Handschuh nehmen wenn zwischen Vagina und Arsch gewechselt wird oder mehrere Personen involviert sind. Es gibt zum Beispielt wunderschöne schwarze Latexhandschuhe, die man auch toll in das sexuelle Spiel einbauen kann.

Dental Dams, sogenannte „Lecktücher“, sind kleine Latexläppchen, die als Leckbarriere verwendet werden. Man kann sie online oder in Sexshops kaufen. Leider sind sie auch nicht gerade billig. Zwei kostengünstigere Varianten sind folgende:

  1. Man_frau nehme einen Latexhandschuh. Alle Finger bis auf den Daumen abschneiden und den handschuh vom kleinen Finger von unten nach oben aufschneiden. Und dann aufklappen. Der ehemalige Daumen wird als Tasche für die Zunge verwendet.
    Wenn man besonders kuhl und witzig sein will, dann kann man auch ganz toll das Batman Logo draufmalen 🙂
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  2. Klarsichtfolie ist ebenfalls eine super billige und praktische Alternative zu den Dental Dams. Einfach ein kleines Stück zurecht schneiden und zum Lecken verwenden. Oder man kann es auch als eine nette Spielart verwenden und das Gegenüber komplett in Folie einwickeln und bewegungsunfähig machen….aber ich weiche vom Thema ab.
    Damit die Person, die oral befriedigt wird auch ordentlich etwas spürt, empfiehlt es sich unter die Barriere Gleitgel zu geben. (Achtung: Manche Gleitgele enthalten Glycerin. Dies kann Pilzinfektionen begünstigen)

Sollte es einen Kondomunfall/Nadelstichverletzung (oder ähnliches) mit einem HIV-positiven Menschen geben gilt folgendes:

  • Hautkontakt: Reinigung mit Wasser und Seife, anschließend Desinfektionsmittel.
  • Schleimhautkontakt: Wasser und anschließend Desinfektionsmittel.
  • Augenkontakt: Spülen mit verdünntem Desinfektionsmittel (siehe Gebrauchsanweisung).
  • Stichverletzung durch die Haut: Wunde oberhalb der Verletzung zentrifugal (vom Körperzentrum weg) unter fließendem Wasser auspressen, Reinigung mit Seife und Desinfektion über mehreten, z.B. Tupfer mit Desinfektionsmittel fixieren.
  • Medikamentöse Prophylaxe (ideal innerhalb von ein bis zwei Stunden, gut innerhalb von 24 Stunden, in Einzelfällen bis zu 72 Stunden nach Exposition).

Zur Beratung und zur Postexpositionsprophylaxe (PEP), eine medikamentöse Prophylaxe, kann man_frau sich hier hin wenden:

SMZ Baumgartner Höhe, Otto-Wagner-Spital
2. Interne Lungenabteilung
Sanatoriumstraße 2
A-1140 Wien
Für Akutfälle ist diese Ambulanz täglich von 0 – 24 Uhr zugänglich.
Tel.: 01/910 60-42710

Wo und wann, wie oft kann/sollte man seinen Gesundheitsstatus checken? Prinzipiell sollte man_frau eine/n Arzt/Ärztin aufsuchen wenn man Beschwerden hat die für eine sexuell übertragbare Krankheit typisch sind. Ansonsten ist es meiner Meinung nach ist es sehr entspannend wenn man bei neuen Sexualpartnerinnen immer einen STI-Check macht. Dazu gehören ein HIV, Hep.B und Syphilis Test. Leider ist das in den meisten Fällen mit Kosten verbunden. Bei diesen beiden Ärzten kann man über die Kasse HepB, HIV und Syphillis testen lassen:

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(Nehmen nur gleichgeschlechtlich l(i)ebende Personen neu auf)

Teampraxis Breitenecker

Im Aids Hilfe Haus Wien kann man ebenfalls einen kostenlosen HIV Test durchführen lassen: Aids Hilfe Wien, Mariahilfer Gürtel 4, 1060 Wien, 01 / 599 37, office@aids-hilfe-wien.at.

Für sämtliche Abstriche (Clamydien etc) kann man sich in ein Pilzambulatorium vom Hausarzt/der Hausärztin überweisen lassen. Teilweise machen auch Frauenärzte/innen diese Abstriche auf Nachfrage mit.

Für ein komplettes Vollscreening kann man zu einem Facharzt für Haut-und Geschlechtskrankheiten gehen. Die meisten Leistungen sind allerdings zu bezahlen. (ausser es besteht ein begründeter Verdacht dass man_frau sich mit etwas angesteckt hat)

Soviel mal dazu.

Alles Liebe, Conny

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